Für ein Referat im Rahmen des Hochschulseminars, die Abschlussarbeit oder eine Präsentation für den Job – allen voran steht eine Literaturrecherche, um an Informationen zu kommen.
Ziele der Literaturrecherche
Letztlich geht es bei der Recherche um die Beantwortung einer Forschungsfrage, die Sie mit dem Thema Ihrer Arbeit aufwerfen. Die Literaturrecherche dient dabei
- der Beantwortung einer wissenschaftlichen Fragestellung
- der Untersuchung der Relevanz einer Forschungsfrage
- dem Kennenlernen des Forschungsgebiets
- der Identifikation relevanter Problemen und gegebenenfalls Formulierung neuer Fragestellungen
sowie für den Recherchierenden der Kenntnis von Lösungsansätzen mit ähnlichen oder gleichen Fragestellungen, der relevanten Konferenzen, Journalen und Wissenschaftlern in diesem Fachgebiet.
Bewertungskriterien für Literatur
Kategorien
- Buch: umfassend, selten aktuell
- Wissenschaftlicher Zeitschriftenartikel (Journal): themenspezifisch, aktuell, bei peer reviewed-Zeitschriften hohe Glaubwürdigkeit
- Konferenzartikel: themenspezifisch, sehr aktuell, weniger gründliche Begutachtung
- Internettext: leicht auffindbar, geringe Glaubwürdigkeit
Bewertungskriterien
- Veröffentlichungsmedium: Peer-reviewed Journal oder eine hochwertige Konferenz (meist von der ACM oder IEEE unterstützt)? Gedruckte Publikation oder reine Online-Veröffentlichung?
- Anzahl der Zitierungen: Suchmaschinen wie Google Scholar sortieren Literatur nach der Häufigkeit der Zitation, d. h. die ersten Suchergebnisse sind glaubhafter als spätere.
- Autoren: Etablierte Autoren sind glaubhafter als junge Wissenschaftler.
- Abstract: Ist das Problem klar beschrieben und relevant? Validierung der Ergebnisse durch einen formalen Beweis oder eine Fallstudie?
zitierfähige Quellen
Vor allem bei Abschlussarbeiten ist die Auswahl der Quellen wichtig. Nicht jede Seite im Internet ist zitierfähig (auch Wikipedia nicht!). Nutzen Sie stattdessen folgende Quellen:
- Katalog der Hochschul-Bibliothek (OPAC)
- Zeitschriftendatenbank (EZB)
- Fernleih-Kataloge (z. B. KVK)
- allgemeine Datenbanken (Web of Knowledge, Science Direct)
- Fachdatenbanken
- Google Scholar
- Webseiten von Ministerien, Ämtern, NGOs
Tipp: Mithilfe eines VPN-Clients, den viele Hochschulrechenzentren anbieten, können Sie sich auch von zu Hause in das Hochschulnetz einwählen und Zugriff zu den Datenbanken erhalten.
Ablauf der Literaturrecherche
Planen Sie für die Erstellung Ihrer Abschlussarbeit einen Zeitraum von vier Monaten ein, dann nimmt die Recherche etwa 2-3 Wochen ein. Allerdings ist diese nie komplett abgeschlossen, sondern Sie werden auch bei der Auswertung, die weitere 2-3 Wochen in Anspruch nehmen sollte, auf weitere Quellen stoßen.
Suche über den OPAC
Nachdem Google einen ersten Überblick über das Thema geboten hat, können Sie in die Suche wichtiger Werke über den Bibliothekskatalog angehen. Es ist auch deshalb wichtig, hier frühzeitig zu recherchieren, da Sie ohne Zeitdruck Bücher vormerken oder über die Fernleihe bestellen können.
Tipp: Bei der ersten Nutzung können sowohl die Nutzung des Katalogs als auch die Bibliothek vor Ort verwirrend und unübersichtlich sein. Nutzen Sie gegebenfalls eine Einführungsveranstaltung – viele Hochschulbibliotheken bieten solche Workshops zu Beginn jeden Semesters an.
Recherchemethoden
Es bieten sich im Wesentlichen zwei Recherchemethoden an:
- das Schneeballsystem
- die systematische Literaturrecherche
Das Schneeballsystem bezeichnet ein Suchverfahren, bei dem in der vorhandenen Literatur nach weiteren relevanten Quellen gesucht wird. Bei der Abschlussarbeit haben Sie häufig das Glück, dass der Betreuer einige Quellen vorgibt, die als Ausgangspunkt genutzt werden können. Vergessen Sie dabei nicht, dass es bei einer Abschlussarbeit auch darum geht, die eigenen Kompetenzen zu demonstrieren und die Fortsetzung dieser Angaben durch eine eigene Recherche deshalb unbedingt nötig ist.
Achtung: Aktuelle Quellen bleiben unberücksichtigt, da Sie nur Ergebnisse finden, die älter als die Veröffentlichung sind.
Die systematische Suche hingegen bezeichnet das Durchsuchen von Datenbanken und Bibliotheken anhand relevanter Schlagwörter. In der Praxis findet meist eine Kombination aus beiden Systemen statt.
Sichtung und Auswertung der Literatur
Überfliegen Sie die Suchergebnisse zunächst. Bereits der Blick auf das Literaturverzeichnis oder den Abstract kann Aufschluss über die Relevanz des Artikels geben. Lesen Sie keine unnötigen Quellen, sondern vertiefen Sie einen Text nur dann, wenn er für Ihre Arbeit wichtig erscheint.
Lesen Sie zielgerichtet, d. h. behalten Sie Ihre Fragestellung immer im Hinterkopf oder notieren Sie sich konkrete Fragen, die Sie an den Text stellen, bevor Sie diesen lesen. Das reflektierte Lesen vor dem Hintergrund einer konkreten Frage ist weitaus effizienter.
Lesen Sie kritisch und hinterfragen Sie Thesen. Nur, weil etwas wissenschaftlich verankert ist, muss es nicht richtig sein und unhinterfragt von Ihnen wiedergegeben werden.
Zitation und Quellenangaben
Ein häufiger Fehler besteht darin, relevante Textteile aus den Büchern ohne die Quelle zu notieren. Das Ergebnis: Sie müssen später lange suchen oder übernehmen den Teil ohne Kenntnlichmachung, was ein nicht zulässiges Plagiat darstellt.
Notieren Sie sich die Quelle dabei am besten so, wie es die Zitierregeln der Hochschule vorgeben, dann haben Sie später beim Erstellen des Literaturverzeichnisses weniger Arbeit. Tipps für das korrekte Zitieren bei wissenschaftlichen Arbeiten finden Sie hier.
Typische Fehler bei der Literaturrecherche
Immer wieder treten ähnliche Fehler bei der Literaturrecherche auf, die sich negativ auf die Endnote auswirken können.
- Unreflektiertes Suchen: Es reicht nicht aus, das Thema der Arbeit in eine Suchmaschine einzugeben oder lediglich die ersten Suchergebnisse zu berücksichtigen. Variieren Sie Schlagwörter und suchen Sie gezielt in den relevanten Quellen.
- Ungeduld: Finden Sie bei der Suche auf Anhieb keine ähnlichen Lösungsansätze, dann ist entweder Ihre Forschungsfrage nicht relevant formuliert oder Sie sollten Ihre Suchmethode überdenken und vom Konkreten etwas abstrahieren.
- Mangelnde Berücksichtigung grundlegender Standardwerke
- fehlendes Zitieren ähnlicher Lösungsansätze: Berücksichtigen Sie einen bereits vorhandenen Lösungsansatz nicht, deutet dies auf eine lückenhafte Literaturrecherche hin und wirkt sich un jedem Falle negativ auf die Bewertung Ihrer Arbeit aus.
- fehlende Quellenangaben bei der Übernahme von Abbildungen und Tabellen
- Nutzung minderwertiger Quellen: Dies ist ein weit verbreitetes Problem bei der Recherche. Achten Sie stets auf zitierfähige Quellen.
Hilfe bei der Literaturrecherche
Eine systematische und effiziente Literaturrecherche ist kein Hexenwerk. Dennoch ist etwas Übung erforderlich, um direkt zielführende Schlagwörter auszumachen oder die für das Fach relevanten Fachdatenbanken zu finden. Viele Studenten fühlen sich – nicht zuletzt aufgrund mangelnder Vorbereitung seitens der Hochschulen – überfordert und sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Der rote Faden geht verloren und der Frust ist groß, wenn viel Zeit verstreicht, ohne wirklich voran zu kommen.
Sprechen Sie uns an. Wir sind mit diesen und anderen Problemen vertraut und helfen Ihnen bei der Strukturierung Ihrer Arbeit durch unser wissenschaftliches Coaching. Wir zeigen Ihnen Wege auf, wie Sie relevante Quellen finden und diese für Ihre Arbeit nutzen können.