Richtig gendern in wissenschaftlichen Arbeiten

In der Vergangenheit hat sich die Frage kaum gestellt, ob neben der männlichen Ansprache auch die weibliche genutzt werden könnte. Stattdessen ging man einfach davon aus, dass automatisch beide Geschlechter gemeint seien und vernachlässigte im sprachlichen Gebrauch einfach eines. Inzwischen ist das jedoch alles andere als zeitgemäß, sodass es auch in der Wissenschaft richtig gendern gefragt ist.

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Was bedeutet „gendern“?

Der Begriff stammt aus dem Englischen und bezeichnet das „soziale Geschlecht“, das sich unabhängig vom biologischen unter anderem auch durch Rollenbilder und Stereotype manifestiert. Dazu hat sich inzwischen ein kompletter Forschungszweig gebildet, der sich mit dieser Thematik befasst.

Im sprachlichen Gebrauch bedeutet Gendern die Gleichstellung der Geschlechter. Dieses Bestreben setzt sich nur langsam durch, ist jedoch bedeutend genug, dass der Begriff inzwischen sogar im Duden zu finden ist.

Wozu gendern?

Die Frage sollte sich aktuell erst gar nicht stellen, sondern im Zuge von Gleichberechtigung selbstverständlich sein. Das bislang genutzte generische Maskulinum ist inzwischen veraltet. Das gilt auch für die Wissenschaft, die automatisch davon ausging, dass schon beide Geschlechter gemeint seien – und damit die Frauen in die Unsichtbarkeit verdrängte.

„Nur eine geschlechtergerechte Sprache stellt sicher, dass Frauen und Männer sich gleich angesprochen fühlen und von Lesenden und Zuhörenden gleichwertig mitgedacht werden. Das ist die Voraussetzung, um neue, geschlechtersensible Bilder von Wissenschaft und Hochschule zu schaffen und einen Beitrag zur Veränderung bestehender Geschlechterverhältnisse zu leisten.“ – Zentrale Frauenbeauftragte der FU Berlin

Doch geht es keineswegs nur um Männer und Frauen. Auch Trans- und Intersexualität ist spätestens seit der Einführung eines dritten Geschlechts aus der Unsichtbarkeit getreten und soll auch im sprachlichen Gebrauch zur Geltung kommen. Das gilt natürlich auch für das wissenschaftliche Schreiben.

Die geschlechterneutrale Sprache

Die wohl einfachste Form der Einbeziehung aller Geschlechter ist die Wahl einer geschlechterneutralen Sprache. Der Vorteil ist dabei zum einen, dass sich niemand die Frage zu stellen braucht, ob nicht dennoch ein drittes Geschlecht ausgeschlossen fühlt, wie es bei den folgenden Schreibweisen oft der Fall ist. Zum anderen stört diese Schreibweise den Lesefluss am wenigsten.

Wo es also möglich ist, bietet es sich an, anstelle z. B. von Lehrern oder Studenten zu sprechen einfach neutrale Wörter wie Lehrkräfte oder Studierende zu nutzen. Bei anderen Begriffen wie beispielsweise den Mitarbeitern bieten sich Synonyme wie die Beschäftigten an, um eine Geschlechtszuordnung elegant zu umgehen.

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Richtig gendern – die Möglichkeiten

Gibt es nicht die Option eines Synonyms oder eines neutralen Begriffes, stehen dir verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um geschlechtergerecht zu schreiben. Manchmal gibt die Hochschule vor, welche Form gefragt ist, manchmal kannst du dir selbst eine aussuchen. Doch egal, für welche du dich entscheidest: Wichtig ist, dass du die eingangs gewählte Form konsequent in der kompletten Arbeit durchziehst.

Nennung weiblicher und männlicher Form

Die klassische Langform ist es, beide Formen vollständig zu nennen und mit einem und zu verbinden. Das ist korrekt, kann den Lesefluss aber irgendwann auch stören, wenn sich Begriffe häufig wiederholen.

z. B. Studentinnen und Studenten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Etwas abkürzen lässt sich diese Form mit einem / anstelle des „und“.

z. B. die Studentin / der Student, die Mitarbeiterin / der Mitarbeiter

Gender-Gap und Gender-Sternchen

Gender-Gap und Gender-Steernchen eignen sich ebenso wie das Binnen-I, um direkt alle Geschlechter in einem Wort zu benennen. Da diese Schreibweise bislang allerdings nicht durch den Duden bestätigt wurde, ist sie nicht überall akzeptiert.

z. B. Lehrer_in, Mitarbeiter*in

Schrägstriche

Etwas ungünstig auf die Lesbarkeit des Textes wirkt sich ein Schrägstrich aus. Zudem ist bei dieser Variante Vorsicht geboten, um keine falschen Wortkombinationen zu schaffen. Es müssen sich stets beide Wörter aus den Wörtern bilden lassen.

Der/die Lehrer/in, ein/e Mitarbeiter/in
Kolleg/inn/en, nicht aber Kolleg/innen

Das Binnen-I

Gängig, aber nicht uneingeschränkt akzeptiert ist das Binnen-I, das männliche und weibliche Form zusammenzieht. Allerdings eignet sich diese Variante nur für Wörter, bei denen die weibliche Form auf -in endet.

z. B. SchülerIn, MitarbeiterIn

Klammern setzen

Ähnlich wie die Schrägstriche stellen Klammern einen Zusatz dar, der allerdings längst nicht bei allen Wörtern funktioniert.

z. B. Mitarbeiter(in), Lehrer(innen)

Der pauschalisierte Verzicht

Besonders einfach gestaltet sich der Verzicht auf die Wahl einer der oben genannten Formen durch einen speziellen Absatz zu Beginn der Arbeit. Dieser lautet dann häufig etwa:

„In dieser Arbeit wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrücklich mitgemeint, soweit es für die Aussage erforderlich ist.“

Allerdings reicht dieser Zusatz vielen Dozenten inzwischen nicht mehr aus und es gibt Punktabzüge. Willst du auf das Gendern verzichten, kläre das in jedem Fall vorher ab.

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Klischees und Stereotype vermeiden

Zu einer geschlechtergerechten Sprache gehört natürlich auch, auf sprachliche Klischees zu verzichten und neutrale Ausdrücke zu wählen. Ungünstig sind hier beispielsweise Formulierungen wie „das starke Geschlecht“ oder „typisch weibliche Eigenschaften“. Wissenschaft ist der Neutralität verpflichtet und sollte damit auch nicht derartige Stereotype manifestieren.

Wer es wirklich ganz genau nehmen will, verzichtet im Sprachgebrauch auch auf das Wort „man“. Teilweise geht das soweit, dass Personen von jemensch anstelle von jemand sprechen. Für die Wissenschaft bedeutet dies vielleicht aber eher, Sätze einfach gering umzuformulieren.

z. B. anstelle von „Man braucht zum Backen… “ zu schreiben: „Wer backen will, braucht…“

Richtig gendern – nicht zu Lasten des Leseflusses

Gegenderte Sprache wirkt immer noch vielfach ungewohnt und sperrig. Entsprechend sollte der Lesefluss nicht mehr als nötig gestört sein. Achte beim Schreiben auf verständliche Sätze und einen grammatikalisch korrekten Aufbau.

Weitere Tipps zum richtig gendern

Bist du dir unsicher, ob du in deiner Arbeit stringent gegendert hast, dann bietet sich eine Überprüfung im Rahmen eines Lektorates an.
Extrem hilfreich ist auch ein Blick in das Genderwörterbuch. Hier findest du für zahlreiche Begriffe geschlechtsneutrale Alternativen – die sich ganz nebenbei positiv auf die Vielseitigkeit deines Textes auswirken können.