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Peer-reviewed Artikel und Fake Science

Kürzlich lief eine Dokumentation in den ersten Programmen, die sich mit dem Geschäft mit der Wissenschaft auseinandersetzte. Wenngleich die Recherche von NDR, WDR und “Süddeutsche Zeitung Magazin”, die unter dem Titel “Fake Science” im Fernsehen lief, nicht gänzlich ohne Kritik blieb, so stimmt die Thematik doch nachdenklich. Es geht um die systematische Unterwanderung wissenschaftlicher Fachjournale durch Verlage, die Qualitätsstandards unterwandern und damit die Glaubwürdigkeit der kompletten Wissenschaft gefährden.

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Wer nutzt Fake Science?

Die Recherche übt auf der einen Seite Kritik am Publikationsdruck, dem Wissenschaftler ausgesetzt sind, um Anerkennung in der Fachwelt zu genießen und ihre Karriere voranzutreiben. Wer nicht permanent Studien veröffentlicht, kommt in der Welt von Forschung und Lehre nicht voran. Da kommt jede Plattform recht, die die eigenen Artikel annimmt und als sogenannte Peer-reviewed-Artikel veröffentlicht.

Auf der anderen Seite sind da Unternehmen und Konzerne, die mit pseudo-wissenschaftlichen Studien versuchen, die Wirksamkeit eigener Produkte glaubwürdig zu verkaufen. Das fängt bei scheinbaren Wundermitteln gegen Krebs an und hört bei Studien auf, die den Klimawandel nicht mit menschlichem (Fehl-)verhalten in einen Zusammenhang setzen.

Während angehende Forscher und Wissenschaftler nicht selten Opfer der Betrügereien der dubiosen Anbieter sind und hohe Summen für die Veröffentlichung ihrer Artikel überweisen, nutzen Konzerne die Plattformen vermutlich gezielt aus. Denn: Jede Publikation unterstreicht die vermeintliche Glaubwürdigkeit zusätzlich. Je häufiger ein Präparat getestet wurde, desto wahrscheinlicher ist die Wirksamkeit. Zweifel werden durch die Quantität der Studien sukzessive ausgeräumt.

Peer-review als Qualitätskriterium

Bei seriösen Anbietern – etablierte Datenbanken wie Cochrane oder Elsevier (die Betreiber der Datenbank ScienceDirect) – erfolgt vor der Veröffentlichung eine eingehende Prüfung des Artikels durch renommierte Wissenschaftler. Diese überprüfen den Inhalt der Studie auf ihre Plausibilität hin und sortieren im Vorfeld der Publikation fehlerhafte Studien aus. Diesen Prozess nennt man Peer-review – eine Prüfung durch Kollegen (Peers).

Durch diesen Prozess der Prüfung ist der Weg zur Veröffentlichung recht lang, Korrekturschleifen bleiben nicht aus. Schließlich legen die Zeitschriften (sogenannte Journals) Wert auf qualitativ hochwertige Artikel. Geprüft werden in diesem Prozedere etwa die Neuheit der Ergebnisse, die angewandte Methode oder oder die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse.

Anders bei dubiosen Verlagen: Diese geben zwar vor, die Studien einer Prüfung zur unterziehen, doch bleibt diese häufig aus. Wer dies nicht systematisch ausnutzt, zahlt viel Geld für die Publikation in einem vermeintlich seriösen Fachblatt, das im schlimmsten Fall die Reputation beschädigt.

Fake Science erkennen und vermeiden

Wer um die Seriosität der eigenen Publikation bemüht ist, sollte lieber genau hinschauen – und etwas Geduld mitbringen. Die Finger lassen sollte man beispielsweise von WASET (World Academy of Science, Engineering and Technology) und OMICS International mit Unternehmen seinen Tochterfirmen Conference Series, iMedPub und weiteren. Beide agieren als Herausgeber mehrerer Hundert Journals und Anbieter angeblicher Fachkonferenzen, gegen beide wird inzwischen wegen Täuschung ermittelt. Weitere fragwürdige Herausgeber sind laut der Recherche:

  • Sciencedomain
  • Science Publications
  • Scientific Research
  • IOSR Journals
  • SciEP
  • Academic Journals
  • IISTE
  • Science Publishing Group
  • David Publishing Company

Eine Publikation erfolgt nicht binnen weniger Tage,dafür kostet sie den Verfasser auch kein Geld. Dafür ist am Ende ein wertvoller Beitrag zu Forschung und Wissenschaft gegeben, der die Fachwelt bereichert.

Für die Nutzer von Studien besteht hingegen zunehmend das Problem der Differenzierung. Welche Studien sind seriös, an welchem Text saß ein Pseudo-Wissenschaftler, der vor allem den eigenen Profit im Kopf hat? Nicht jede Studie bei einem Scheinverlag muss schlecht sein. Die Recherchen von NDR, WDR und “Süddeutsche Zeitung Magazin” haben ergeben, dass mittlerweile 400.000 Wissenschaftler bei unseriösen Verlagen publiziert haben – ohne jeglichen Peer-review.

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Aufgaben von Wissenschaft und Forschung

Durch die schleichende Verbreitung der Fake Science ist letztlich die Wissenschaft als Ganzes gefährdet. Ist nicht mehr ersichtlich, welche Studien wahr und welche falsch sind, steht die komplette Glaubwürdigkeit infrage. Fragwürdige Verlage, die kommerzielle Absichten verfolgen, werden sich nicht so einfach verhindern lassen. Auch werden Konzerne weiterhin genau die Plattformen zur Veröffentlichung geschönter Studienergebnisse nutzen, um eigene Interessen zu verfolgen.

Es ist damit die Aufgabe der Wissenschaft, dubiose Verlage zu melden und auf fragwürdige Praktiken hinzuweisen. Ist allgemein bekannt, welche Verlage unseriös arbeiten, fällt die Differenzierung leicht. Es ist Aufgabe der Bibliotheken, unseriöse Journals nicht mehr zu listen. Stiftungen und Institute, die mit Geldern Forschungsprojekte unterstützen, dürfen nicht nur die Zahl bisheriger Publikationen als Entscheidungskriterium heranziehen und damit den Druck nach Quantität weiter zu befeuern. Genauso ist es Aufgabe der Forscherinnen und Forscher, methodisch sauber zu arbeiten und einem wissenschaftlichen Anspruch zu genügen.

Fragen zum methodisch sauberen Arbeiten beantworten wir stets gern und stehen beratend auf dem Weg zur Publikation zur Seite.