Konstruktive Kritik üben

Kaum einer hört sich gern an, was alles falsch läuft. Schnell kann Kritik auch als Affront gegen die eigene Persönlichkeit gewertet werden, man fühlt sich gekränkt und verletzt. Als Unternehmer sollten Sie dafür sorgen, dass Kritik sparsam zum Einsatz kommt – und Sie stets konstruktive Kritik üben, die niemandem auf die Füße tritt.

Konstruktive Kritik üben

Es geht im Arbeitsumfeld nicht darum, jemanden zu kränken oder zu verletzen. Kritik sollte ausschließlich dazu dienen, Arbeitskollegen und Mitarbeiter mittelfristig zu fördern: Möglicherweise stören Verhaltensweisen, die man besser oder anders machen kann.

Vorwürfe führen dabei schnell zu einer Abwehrhaltung. Das Gegenüber hat das Gefühl, angegriffen zu werden und sich rechtfertigen zu müssen. Eine Verhaltensänderung hingegen lässt sich dadurch weniger erzielen.

Erst das Lob, dann die Kritik

Kritik nimmt der Mensch häufig besonders über das Beziehungsohr auf. Was steckt hinter dem eigentlich Gesagten? Was hat der Kritisierende gegen mich? Ist mein Job in Gefahr? Schnell führt Kritik dazu, die rationale Ebene zu verlassen und wilde Spekulationen anzustellen. Um nicht direkt mit der Tür ins Haus zu fallen und das Beziehungsohr schon im Vorfeld zu besänftigen, hilft manchmal ein voran gestelltes Lob: “Mitarbeiter xy, Sie geben sich Mühe und liefern schon gute Leistungen ab. Vielleicht können Sie dies und jenes noch verbessern, wenn Sie…”

Der Ton macht die Musik

Der Zeitpunkt des Kritisierens ist nicht unwichtig: Ist Ihr Ärger über das Verhalten schon so groß, dass Sie kurz vor dem Platzen sind, äußert sich das sicherlich auch in der Wortwahl .Kritisieren Sie frühzeitig und beschränken Sie sich auf das Verhalten Ihres Gegenübers. Oder warten Sie eine aufbrausende Situation zunächst ab, bis sich Ihr Gemüt etwas beruhigt hat.

Kritisieren Sie niemals die Person an sich – hier fühlt sich jeder früher oder später angegriffen und reagiert mit einer Abwehrhaltung.

Nutzen Sie dazu Ich-Botschaften. Das du/Sie wirkt wie der ausgestreckte Zeigefinger, mit dem Sie auf Ihr Gegenüber zeigen. Durch ein Ich prangern Sie nicht an, sondern haben dem Raum zu äußern, was Sie sich vorstellen/wünschen. Im Idealfall folgt die Kritik vier Schritten:

  1. Beschreiben Sie sachlich den Gegenstand der Kritik – am Besten so, dass Ihr Gegenüber dem Inhalt zustimmen kann.
  2. Äußern Sie anschließend, was das Verhalten bei Ihnen auslöst. sprechen Sie über Ihre Gefühle. Macht Sie das das Verhalten wütend oder traurig?
  3. Zeigen Sie auf, welche Folgen das Verhalten haben kann.
  4. Formulieren Sie eine Erwartung. Was sollte sich ändern, damit Sie nicht länger verärgert, wütend etc. sind? Der Vorschlag zur Problemlösung erleichtert dem Gegenüber das Annehmen von Kritik.

Achten Sie dabei auf Ihre Körperhaltung. Verschränkte Arme und abfällige Mimiken und Gesten tragen zur Verunsicherung des Gegenübers bei.

Ihre Mitarbeiter freuen sich auch über Lob. Nur wenn Sie ihnen mitteilen, dass Sie größtenteils mit ihrer Arbeit zufrieden sind, fällt Kritik auf einen fruchtbaren Boden. Als Faustregel gilt: Loben Sie etwa fünfmal häufiger als zu kritisieren.

Vermeiden Sie dabei unbedingt, einzelne Personen vor versammelter Mannschaft anzuprangern. Betrifft die Kritik nicht alle gleichermaßen, nutzen Sie das Einzelgespräch. Nur, wenn wirklich alle Mitarbeiter betroffen sind, ist die kollektive Kritik sinnvoll.

Konstruktive Kritik formulieren

  • Emotionen außen vor lassen.
  • Den Inhalt der Kritik zunächst sachlich analysieren, bevor kritisitert wird.
  • Sachlich bleiben und präzise formulieren.
  • Keine Verallgemeinerungen: Kritik sollte sich stets auf eine konkrete Situation beziehen. “Du machst ständig…” ist unsachlich und landet schnell auf einer persönlichen Ebene. Dazu gehört auch, Floskeln zu vermeiden.
  • Persönliche Meinung verdeutlichen: Kritik ist immer subjektiv. Verdeutlichen Sie dem Gegenüber, dass es sich bei der Kritik um Ihre eigene Wahrnehmung handelt.
  • Verständnis zeigen: Verdeutlichen Sie, dass Sie den Ansatz oder die Argumentation nachvollziehen können. Empathie und Taktgefühl sind hier die Stichwörter.
  • Positive Wortwahl
  • Aufzeigen von Problemlösungen und Erwartungen.

Kritik ist wichtig

Manch ein Arbeitgeber scheut sich vor Kritik und spricht keine Missstände an – meist aus der Angst heraus,sich unbeliebt zu machen. Das ist jedoch ein Trugschluss, denn schnell gerät die Abteilung oder das Unternehmen so in Schieflage. Und haben sich Unarten erst einmal manifestiert, ist es viel schwieriger sie zu beseitigen. Eine gute Führungskraft versteht es, sich in konstruktiver Kritik zu üben.

Das gilt im Übrigen auch umgekehrt: Ermöglichen Sie Ihren Mitarbeitern, im Zweifel auch Kritik an Ihnen zu üben. Auch Vorgesetzte sind nicht fehlerfrei. Die Kritik der Mitarbeiter verbessert das Arbeitsklima und stärkt Ihre Führungsrolle langfristig.